Die bayerische Tradition lebt von Klischees: Lederhosen, Dirndl, Bier und Brezen. Dass sich die Hanfpflanze, sonst eher im Kontext illegaler Substanzen in Verruf geraten, hier einreihen soll, mag zunächst absurd erscheinen. Doch die Tradition der Kulturpflanze in Bayern reicht ebenso einige Jahrhunderte zurück. Hanf fand dabei in der Kleidungsindustrie, Schifffahrt, Medizin sowie als Papierrohstoff Verwendung, aber auch als Lebensmittel, etwa als Öl, erkannte man die Hanfpflanze da bereits an. Vier Fünftel des Hanfs, der 1878 in Deutschland auf über 2000 Hektar angebaut wurde, stammte aus dem Süden des Landes: aus Baden, Württemberg, Bayern und Elsass-Lothringen. Eine Anekdote über die wohl eher klischeehafte Verwendung findet sich in Behrs Von Hanf ist die Rede (1982):
„Damals war der Hanfbau in Bayern noch üblich, und die ganz Alten stopften sich die Blättchen als Tabakersatz in die Pfeife. […] „Und dös soll a Rauschgift sein?“ staunt der Obmann der Freiwilligen Feuerwehr. „Nun ja“, frage ich, „haben Sie denn damals nichts gespürt?“ – „Jooo – rauschig is ma halt a wengerl worden. Deswegen hammers jo aa geraucht.“
Trotz des breiten Anwendungsbereichs sorgte diese psychoaktive Wirkung der Hanfpflanze in den Achtzigern für ein Verbot. Seit 1996 darf die Kulturpflanze als Nutzhanf wieder angebaut werden, nun mit einem THC-Gehalt unter 0,2%. Die stetig wachsende Produktpalette ist aus diesem Grund vielmehr eine Wiederentdeckung der scheinbar zahllosen Möglichkeiten der so klischeebehafteten Hanfpflanze. Die vielfältigen Einsatzgebiete ermöglichen dabei eine vollständige Verwertung Pflanze, so wird Hanf heute beispielsweise zudem als Plastikersatz verwendet. Das Hanfanbau konzentriert sich dabei auch heute noch auf Bayern, hier wird Hanf etwa im ökologischen Gebäudebau als Dämmstoff genutzt. Dieser Nachhaltigkeitsaspekt unterstützt die momentane Erfolgsgeschichte der Hanfpflanze. Durch die Möglichkeit des regionalen Anbaus von Hanf kann er durch eine gute CO2-Bilanz punkten, wie hier näher erläutert wurde. Dabei ist der Anteil biologisch produzierten Hanfs in Deutschland, verglichen mit anderen Nutzpflanzen, verhältnismäßig hoch. Grund dafür ist auch dessen Genügsamkeit und Robustheit. Seine langen Wurzeln lassen ihn auch trockene Jahre überstehen – ein Faktor, der insbesondere im Kontext des Klimawandels an Bedeutung gewinnt. HANS nutzt die Möglichkeiten der Region, indem Hanf aus Bayern verarbeitet wird und so zumeist auf lange Transportwege verzichtet werden kann. Zugleich bieten die Hanffelder Lebensraum für verschiedenste Wildtiere und Insekten. Dort finden die Bienen eine wertvolle Quelle für Aminosäuren, Mineralien und Vitaminen, wie hier näher beschrieben wurde. So unterstützt HANS nicht nur die biologische Landwirtschaft in Bayern, sondern wirkt zeitgleich dem Bienensterben entgegen.