Es gibt mittlerweile zahlreiche Studien zur Wirksamkeit von CBD bei Schlaflosigkeit, Schmerzen oder zur Stimmungsaufhellung. Allerdings liefern diese Studien hauptsächlich Hinweise auf eine mögliche Wirksamkeit von CBD als Lifestyle-Präparat - nach wissenschaftlichen Standards fehlt bisher jedoch ein Beleg dafür. Doch kürzlich sind wir auf eine sehr interessante Studie gestoßen, die den tumorbekämpfenden Effekt von hochreinem CBD für bösartige Hirntumor-Zellen belegt.
Und zwar haben Forscher*innen am LMU Klinikum in München die Effekte von Cannabinoiden auf Tumorzellen, die für Glioblastome typisch sind, untersucht und ihre Ergebnisse vor einigen Wochen publiziert. Das Glioblastom ist der häufigste und zugleich bösartigste Hirntumor. Die Prognosen für eine derartige Diagnose sind erschütternd und neue Behandlungsformen sind dringend notwendig.
Derzeit ist nur ein einziges CBD-Produkt als Medikament (Epidiolex) von der Europäischen Arzneimittelagentur zugelassen. Dabei handelt es sich um hochreines CBD, was bisher nur bei schweren kindlichen Epilepsien eingesetzt wird.
Die Forscher*innen knüpfen an Studien an, aus denen bekannt ist, dass aus bestimmten Zellen des Gehirns körpereigene Cannabinoide ausgeschüttet werden, welche als Verteidigung gegen ein Wachstum von Tumorzellen dienen können. Die Wissenschaftler*innen nutzen hochreines Cannabidiol, um den Effekt auf Tumorzellen aus Mäusen und Menschen zu testen. Die Therapie mit Cannabidiol erfolgte in vitro, also an Tumorzellen aus Menschen und Mäusen außerhalb derer Organismen. Das erstaunliche Ergebnis ist, dass schon innerhalb von zwei bis drei Tagen nach Beginn der Behandlung die Gliobalstomzellen abgestorben sind. Um auszuschließen, dass auch wirklich keine Zellen mehr überlebt haben, wurde die Zellkultur über weitere Zeiträume kultiviert. Denn aus einer Tumorzelle kann sich durch Zellteilungen wieder eine Ansammlung von Tumorzellen bilden. Doch das tritt nicht ein.
Aber welcher Mechanismus steckt nun hinter der Einleitung des Tumor-Zelltods? In der ersten durchgeführten Studie stellen die Forscher*innen fest, dass CBD als Wirkstoff ein bestimmtes Gen regulieren kann. Der Transkriptionsfaktor NF-kB wird dabei in einen Tumorsupressor umgewandelt, das heißt die Signalwege werden durch CBD so genutzt, dass Gene, die für das Tumor-Zellwachstum verantwortlich sind, reguliert werden. Die Tumorzellen sterben ab. In einer zweiten Studie wird das bereits zugelassene Medikament Epidiolex genutzt, um die tumorhemmende Wirkung von CBD an menschlichen Glioblastom-Zellen zu untersuchen. CBD entfaltet dabei die Wirkung insbesondere in Tumoren mit einem niedrigen Gehalt von freien Sauerstoffradikalen, wohingegen Tumore mit hohem Gehalt an diesen Sauerstoffmolekülen nicht auf CBD reagieren und die Zellen nicht sterben. Somit kann der Gehalt an freien Sauerstoffradikalen als Biomarker für CBD-empfindliche Glioblastome genutzt werden. Gleichzeitig heißt das aber auch, dass CBD nur bei bestimmten Glioblastomen eine tumorhemmende Wirkung hat.
Damit hat das LMU Klinikum München eine der ersten Studien aus der Grundlagenforschung veröffentlicht, die einen tumorbekämpfenden Effekt für bösartige Hirntumor-Zellen darlegen kann. Vermutlich wird es noch einige Jahre dauern bis hochreines CBD als Wirkstoff klinisch eingesetzt wird. Wir behalten die wissenschaftlichen Fortschritte im Auge und sind gespannt, was für Studien zum Thema Cannabinoide in Zukunft publiziert werden. Wir halten euch auf dem Laufenden!